Selbstführung & Flow-Erleben unter extremen Bedingungen
Psychologie der Spitzenleistung beim Trail- & Ultramarathonlauf
Ein internationales Forschungsprojekt von Michele Ufer,
in Kooperation mit Prof. Oliver Stoll vom Lehrstuhl für Sportpsychologie
der Martin-Luther Universität, Halle-Wittenberg
Abstract
Die Bewältigung extremer Herausforderungen wird im Allgemeinen mit besonderen Persönlichkeitsmerkmalen und/oder (mentalen) Fähigkeiten verbunden. In dieser Studie wird anhand des Trail- und Ultramarathonlaufs untersucht, wie individuelle Motivationsstrukturen, physiologische Kennzahlen, Erfahrung, psychologische Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale das Auftreten von Flow-Erleben (Runner's High), die Leistung und das Wohlbefinden unter extremen Bedingungen beeinflussen. Die Erkenntnisse lassen sich für wettkampf- und gesundheitsorientierte Sportler zur Verbesserung der Selbstführung und Motivation nutzen. Ein weiteres Ziel ist es, ein wissenschaftlich fundiertes Mental-Profil erfolgreicher Extrem- & Ultra-Ausdauersportler zu entwickeln. Das eröffnet systematische Vergleichsmöglichkeiten und hilft dabei, passgenaue psychologische Trainingsmaßnahmen abzuleiten und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Das Forschungsdesign folgt einem innovativen Ansatz, denn erstmals werden relevante Daten nicht nur vor und nach einem Rennen, sondern auch während des Wettkampfes erhoben.
Schlüsselwörter:
Flow, Runner’s High, Selbstführung, Motivation, Mentale Stärke, Persönlichkeit, Leistungspsychologie, Gesundheitsförderung, Ultramarathon, Trailrunning
Mitmachen & kooperieren!
Das Projekt ist einmalig und bietet außergewöhnliche Möglichkeiten für
- Sportler, die im Rahmen eines Sponsorings bei einem außergewöhnlichen Rennen in Europa, Asien, Amerika oder Afrika an den Start gehen und konkrete Anhaltspunkte zur (mentalen) Leistungssteigerung erhalten wollen.
- Unternehmen, die die internationale Markenpräsenz & das Image ausbauen, den Verkauf ankurbeln oder extreme Produkttests realisieren wollen.
- Veranstalter, die ihren Teilnehmern einen genialen Mehrwert bieten sowie von der Medienpräsenz und Reputation des Projekts profitieren wollen.
- Medienvertreter, die die Themen Selbstmotivation, Leistung & Gesundheit auf einmalige Weise ihrem Publikum zugänglich machen wollen.
Details & Hintergrundinformationen
Flow, Motivation, Leistung, Gesundheit
Jeder Sportler kennt Situationen, in denen es leicht, locker und voller Freude wie von allein läuft, in denen alles ganz einfach von der Hand geht. Ein Zustand des mühelosen Gelingens, wo Dinge „wie in Trance“ völlig automatisch ablaufen, wo man entspannt und intuitiv zur richtigen Zeit das Richtige tut, wo die Zeit stillzustehen oder extrem schnell zu vergehen scheint. Im Laufsport wird dieses Phänomen auch Runner’s High genannt.
Im Gegensatz zu den meist anekdotischen Erzählungen über Runner’s High-Erfahrungen sprechen Wissenschaftler von Flow-Erleben und gehen diesem Phänomen systematisch auf den Grund. In den letzten Jahren wurde in unterschiedlichen Disziplinen viel über das Flow-Erleben diskutiert und geforscht. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Theorien zur Entstehung von Flow. Oft wird Flow auch mit „The Zone“ gleichgesetzt, dem Zustand der optimalen Leistungsfähigkeit. Das Auftreten von Flow ist nicht nur angenehm, es scheint auch leistungsförderlich zu sein, womöglich sogar die Voraussetzung für persönliche Bestleistung.
Die folgende Studie nimmt eine anwendungsorientierte Perspektive ein und möchte am Beispiel des Trail- & Adventure Runnings Antworten auf folgende Fragen finden:
Welche Faktoren beeinflussen das Auftreten von Flow-Erleben und wie wirkt sich Flow-Erleben unter extremen Bedingungen auf die sportliche Leistung und das Wohlbefinden aus?
Nutzen für leistungs- & gesundheitsorientierte Sportler
Ein genaueres Verständnis über diese Mechanismen kann wettkampforientierten Sportlern helfen, ihre Leistungspotenziale unter schwierigen Bedingungen noch besser abzurufen (Stichwort: Mentale Stärke). Auch weniger ambitionierte Freizeit- und Gesundheitssportler können von diesem Wissen profitieren. Obwohl Laufen Volkssport und nachweislich gesundheitsförderlich ist, kämpfen viele Menschen mit Motivationsproblemen. Wer durch den erfolgreichen Einsatz von Selbstführungsstrategien Flow-Erleben gezielt hervorzurufen vermag, dadurch mehr Spaß und Freude beim Sport verspürt und das Training auch noch leichter von der Hand geht, der hält womöglich einen zentralen Schlüssel in der Hand, um die persönliche Selbstmotivation zum regelmäßigen Sportreiben nachhaltig zu stärken.
Boom-Sportart Trailrunning/Adventure Running
Es gibt zahlreiche sportpsychologische Forschungsarbeiten im Bereich (Ultra-) Marathon. Wie auch immer der inhaltliche Untersuchungsschwerpunkt gesetzt ist, meist ist das Setting begrenzt auf Straßen- und Städteläufe, bei denen die Rahmenbedingungen nicht immer, aber meist überschau- und planbar sind. Für den zunehmend populären Bereich Trailrunning, dem naturnahen Laufen abseits befestigter Wege, insbesondere den extremeren Varianten, wie expeditionsähnlichen Abenteuerläufen & Mehrtagesrennen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen.
Das verwundert, denn zum einen ist davon auszugehen, dass sich nicht nur die psychologischen Anforderungen solcher Abenteuerläufe unter Extrem-Bedingungen von den hiesigen Städte(ultra)marathons unterscheiden. Zum anderen werden im fast wöchentlichen Rhythmus rund um den Globus neue Extremrennen ins Leben gerufen und das Interesse an bzw. der Zuwachs in dieser Sparte des Laufsports ist ungebremst sehr groß. Genau hier setzt das Forschungsprojekt „Flow-Erleben unter extremen Bedingungen - Psychologie der Spitzenleistung im Trail- & Ultramarathonlauf“ an und schließt eine weitere Forschungs- bzw. Wissenslücke. Abseits anekdotischer Erzählungen werden psychologische Aspekte des Trail- & Adventure Runnings beleuchtet und mit neuen Erkenntnissen über das Flow-Erleben unter extremen Bedingungen verbunden.
Hinzu kommt, dass mit der Bewältigung extremer Herausforderungen im Allgemeinen besondere Stärken bzw. ausgeprägte psychische Fähigkeiten assoziiert werden. Womöglich nehmen eher Menschen an solchen Rennen teil, die über besondere Persönlichkeitsdispositionen und/oder mentale Fähigkeiten verfügen, oder sie haben eben diese im Rahmen ihrer Vorbereitung entwickelt. Beides wäre ein interessanter Ansatzpunkt, um auf fundierte Weise zu analysieren, was genau erfolgreiche von weniger erfolgreichen Athleten unterscheidet.
Ziele des Forschungsprojekts im Detail
1) Flow-Erleben
Die Untersuchung liefert Antworten auf folgende Fragen:
- Wie wirken sich individuelle Motivationsstrukturen, physiologische Kennzahlen, Erfahrung, psychologische Fähigkeiten und allgemeine Persönlichkeitsmerkmale auf das Auftreten von Flow-Erleben aus?
- Welche externen Faktoren behindern oder begünstigen ggf. das Auftreten von Flow-Erleben?
- Welche Auswirkungen hat Flow-Erleben auf die persönliche Leistung, Zufriedenheit und Motivation?
- Wie kann dieses Wissen zur besseren Selbstführung und -motivation eingesetzt werden?
2) Benchmark erfolgreicher Athleten
Ein weiteres Ziel der Studie ist es, ein Mentalprofil erfolgreicher Ultratrail-Läufer zu entwickeln. Die angestrebte Form des Benchmarks wird bereits in anderen Bereichen der psychologischen Forschung und Beratung erfolgreich eingesetzt (Weltmeister, Olympiasieger, Manager, Unternehmensvorstände). Sie eröffnet die Möglichkeit zu wissenschaftlich fundierten Soll-/Ist-Vergleichen. So können Stärken und Entwicklungsfelder von Athleten aufgezeigt sowie individuell passgenaue sportpsychologische Trainingsprogramme durchgeführt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Trainings- & Entwicklungsprozessen zu evaluieren.
3) Knowhow-Transfer
Teilnehmer berichten regelmäßig, dass sie bei der Bewältigung von Abenteuerläufen & Etappenrennen auch eine Menge für andere Lebenskontexte außerhalb des Sports lernen bzw. Erkenntnisse und Erfahrungen in andere Bereiche übertragen können, z.B. in den Beruf. Bestätigung für diese Alltagserfahrung liefern zahlreiche Forschungsbefunde zum Adventure-based Learning. Bei diesem Ansatz werden Persönlichkeits-, Team- und Organisationsentwicklungsprozesse durch den gezielten Einsatz von abenteuersportlichen Aktivitäten initiiert, begleitet, in die gewünschte Richtung beschleunigt. Und wenn wir annehmen, dass ein Etappenrennen mit extremen, sich unerwartet verändernden Rahmenbedingungen sehr viel mehr als gemeinhin angenommen die Herausforderungen des Alltags vieler Menschen wiederspiegelt, dann ergeben sich aus dieser Perspektive spannende, neue Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung in Therapie und Coaching.
Öffentlichkeitsarbeit & Einbezug der Sportler-Community
Wann immer der Untersuchungsleiter Michele Ufer in der Vergangenheit von seinen Erlebnissen bei diversen Extremevents berichtet hat, war das Interesse von Freunden, Kollegen, Netzwerkpartnern und den Medien groß. Bilder und Berichte von Wüstenläufen, Rennen am Mount Everest oder Polarkreis sorgen für Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit wird auch zukünftig strategisch genutzt, denn das Projekt ist ganz klar anwendungsorientiert und auf eine umfassende Kommunikation der Ergebnisse ausgelegt. Es soll möglichst viele andere Menschen begeistern, ihnen besondere Erfahrungen ermöglichen und einen konkreten, wertvollen Nutzen bieten. Teilnehmer/Interessenten werden möglichst früh in das Projekt involviert und die Forschungsergebnisse in Fachpublikationen, Buchbeiträgen, Vorträgen & Workshops präsentiert.
Zeitplanung & Ausblick
Das Projekt ist auf eine Laufzeit von 2-3 Jahren angelegt und offiziell im Februar 2014 gestartet. Die ersten Erhebungen fanden bereits im Rahmen des Rennens ICE ULTRA am Polarkreis statt. Die Erlebnisse und Ergebnisse werden regelmäßig und umfassend publiziert sowie dem interessierten Publikum im Rahmen von Vorträgen & Seminaren zugänglich gemacht. Außerdem ist bereits eine Ausweitung der Forschungsarbeit auf die Bereiche Extrembergsteigen & Expeditionen, Auftritt/Bühnenperformance sowie Management unter hohem Leistungsdruck angestrebt.
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