Erfolg beim Ice Ultra Marathon
05.04.2014 11:37
Pressemitteilung
Laufend forschen am Polarkreis
Er liebt Lauf-Abenteuer in der Wüste. Eben erst lief er 250km in der Wüste Namibias. Jetzt ist Michele Ufer vom Polarkreis zurückgekehrt, wo er in der arktischen Wüste an einem mehrtägigen Rennen über 230km teilgenommen und den 8ten Platz erreicht hat. Dabei hatte er eigentlich nur teilgenommen, um weitere Forschungsergebnisse für seine Doktor-Arbeit zu erhalten.
Hobby und Beruf miteinander zu verbinden ist der Traum vieler Menschen. Der Sportpsychologe Michele Ufer nimmt seit 3 Jahren erfolgreich an Ultra-Marathons in den Wüsten und Bergen dieser Welt teil. Jedes Mal erreicht der Dortmunder dabei herausragende Platzierungen in den Top-10. Dabei festigte sich bei ihm der Eindruck, dass die erfolgreichen Teilnehmer solch extremer Rennen neben guter Fitness auch spezielle psychische Fähigkeiten besitzen. Ufer, der als Mentaltrainer bei internationalen Spitzenathleten sehr gefragt ist, sieht darin ein Thema, welches sich besonders gut für seine wissenschaftlichen Forschungen im Rahmen seiner Promotion eignet. Unterstützt wird er dabei unter anderem vom Veranstalter einer aus vier Extremläufen bestehenden Rennserie.
Das Rennen am Polarkreis gestaltete sich ganz anders als erwartet. Statt -20 bis -40 Grad Celsius und damit einer harten tragfähigen Schneedecke wurden die Teilnehmer von ständigem Neuschnee bei Temperaturen zwischen -5 u. -20 Grad Celsius überrascht. „Eigentlich war uns gesagt worden, dass wir 95% der Gesamtstrecke in normalen Schuhen auf gefrorenem Boden laufen könnten“, zeigt sich Ufer noch immer beeindruckt von den veränderten Witterungsbedingungen.
„Tatsächlich aber mussten wir 215km in Schneeschuhen auf tiefstem Untergrund überwinden.“ Oft brachen die Sportler bis zum Knie, manchmal sogar bis zur Hüfte in den losen Schnee ein. Stark hügeliges Gelände wechselte mit endlosen offenen Flächen auf zugefrorenen Seen ab. Heftige Winde sorgten dafür, dass die Sportler trotz der gewaltigen körperlichen Anstrengungen schnell auskühlten.
Völlig erschöpft erreichten die Teilnehmer die Etappenziele, wo sie sich in kleinen Holzhütten aufwärmen, selbst verpflegen und erholen konnten. Erholen? Nicht so Michele Ufer! „Ich war genau so kaputt und müde wie die Anderen“, erzählt der laufende Doktorand, „doch ich musste und wollte ja auch meine Forschungsarbeit voran bringen.“ Also verbrachte er nach jeder Etappe noch 2 Stunden damit, seine wissenschaftlichen Interviews zu führen und zu dokumentieren. „Es hat sich gelohnt, ich habe beindruckendes Datenmaterial gewinnen können.“
Die wichtigste Aufgabe bei diesem Rennen für alle Teilnehmer war, das nächste Etappenziel zu erreichen. Häufig erschwerten schlechte Sichtverhältnisse die Orientierung, mehrmals verliefen sich Teilnehmer. „Du läufst dann wie in einer undurchsichtigen weißen Wolke und kannst weder Geländekonturen noch sonst irgend etwas erkennen“, beschreibt der Dortmunder jenes Phänomen, bei dem Himmel und Boden zu verschmelzen scheinen und das als „White Out“ bekannt ist. Alle Sportler waren mit GPS-Trackern ausgestattet, dennoch erreichte nicht jeder das Ziel aus eigener Kraft. Unterkühlung und völlige Dehydrierung waren die Ursache, dass ein Teilnehmer mit dem Helikopter in ein Krankenhaus ausgeflogen werden musste.
Dass er den 8. Platz in der Gesamtwertung dieses arktischen Rennens erreichte, freut den bescheidenen Dortmunder. Dennoch zeigt er sich von diesem Abenteuer beeindruckt. Gerade das stundenlange schnelle Gehen in Schneeschuhen empfand Extremläufer Ufer als furchtbar anstrengend. „Ich habe auf diesen 230 Kilometern etwas Wichtiges gelernt“, gibt er ganz offen zu, „Laufen kann ich ja, aber Gehen muss ich noch lernen!“
Pressefotos stehen auf Anforderung in hoher Auflösung zur Verfügung.
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